Bericht (von Frank)

Nach gefühlt zahllosen Starts bei Sprint und Olympischen Triathlons sowie einer Mitteldistanz, grübelte ich über einen Start bei einer Langdistanz nach, hatte jedoch vernünftigerweise großen Respekt, speziell vor dem Marathon hinten raus. Da ich noch nie einen Marathon gelaufen war, bot sich der Start bei einem Marathon an. Da ich den Sommer über Triathlon mit viel Radfahren machen wollte, entschied ich mich für einen Frühjahrsmarathon. Die Wahl fiel auf meine alte Heimat Düsseldorf, unter anderem weil ich auf Unterstützung von Freunden und Bekannten hoffte und auch weil es eine recht flache Strecke ist.

Mein Trainingsplan war von der Wochen-Lauf-km Zahl (nur ca. 30 km im Durchschnitt in den vorhergehenden 12 Wochen) sicherlich an (unter?) der unteren Grenze, aber ich wollte auch im Winter Radfahren und Schwimmen nicht vernachlässigen. Vor allem wollte ich um Verletzungsgefahr vorzubeugen, die Anzahl der Lauf km nicht zu schnell steigern. Ich hoffte darauf, dass auch die Radfahr und Schwimm Trainingseinheiten mir beim Marathon helfen würden. Im zweiwöchigen Trainingslager in Lanzarote war ich gut drauf, jeder zweite hatte Magenprobleme, zuviel Sonne abbekommen, einen Sturz etc. aber ich radelte, schwomm und lief was Arme und Beine hergaben. Ich kam in den zwei Wochen zwar nur auf insgesmt 75 Lauf-km, mehr wäre zusätzlich zu den vielen Radausfahrten aber schwierig gewesen.

Zurück in Deutschland war mein Glück allerdings vorbei bzw. ich hätte die erste Woche nach dem Trainingslager deutlicher pausieren müssen. So jedoch erwischte mich eine Bronchitis, die mich fast zwei Wochen komplett vom Training abhielt. Den ersten langen Lauf kurz nach Genesung habe ich nach 16 km abgebrochen, bei der "Generalprobe" zwei Wochen vor dem Marathon schaffte ich zwar die geplanten 32 km, mußte aber mit Krämpfen in den Beinen kämpfen. Das Ziel meinen ersten Marathon in unter 4 h zu laufen, begrub ich daher und richtete mich auf einen 6er Schnitt ein, was einer Gesamtzeit von 4h 12min entsprach. Man sollte bei seinem ersten Marathon sowieso eher ans erfolgreiche Finishen denken und weniger an die Zeit. Denn egal wie ich lief, solange ich im Ziel ankam, wäre es eine persönliche Bestzeit :-)

Die Wettervorhersage war leider konstant schlecht, 4 Grad mit Regen oder sogar Gewitter :-o
Am Sonntag dem 24.04. war es denn soweit, ich stand um kurz vor 9:00 an der Startlinie, die Nervosität hielt sich glücklicherweise in Grenzen und es war zwar kalt, aber die Sonne war sogar teilweise zu sehen. Ich stellte mich bei den 4h 15min Bremsläufern mit ihren Ballons auf, um am Anfang nicht zu überpacen. Nachdem es los ging, trabte ich 2 km mit den 4:15 Ballons, dann lief ich etwas schneller und ließ die Ballons hinter mir. Ich wusste, dass ich hinten raus Tempo verlieren würde und war daher gespannt, ob mich die 4:15 Ballons wieder einholen würden. Bei km 7 gab ich meine Regenjacke an Susanne ab, die mich während des ganzen Marathons super unterstützte. Ich aß meinen ersten Performance Smoothie, ich wollte von Anfang an regelmäßig etwas essen, um hinten raus den Mann mit dem Hammer nicht zu begegnen. Bei km 8 fühlte ich mich super, schaffte es aber trotzdem nicht zu schnell zu laufen.

Ein Highlight war unter anderem das Überqueren der Oberkasseler Brücke hin und zurück und der Blick auf den Rhein bzw. auf Düsseldorf. Zwischendurch gab es kleine Hagelkörner von Himmel, aber das fand ich immer noch besser als Regen. Auch bei der Halbmarathonmarke war ich gut drauf, nur als ich aus der Ferne das Ziel am Rhein sah und hörte wie dort der Zieleinlauf der ersten gefeiert wurde, zwang ich mich nicht zu lange darüber nachzudenken, dass die Sieger fast doppelt so schnell waren wie ich...

Ab km 32 wurde es zäher, ab km 36 richtig schwer, am schlimmsten war eine Stelle bei km 40, wo auf der anderen Strassenseite die Läufer mit Zielzeit 4h einem entgegen liefen. Irgendwie dachte ich nun, dass bald die letzte Kurve und das Ziel kämen, aber es waren halt noch 2 km und die zogen sich richtig lang hin. Ein Sprecher bezeichnete uns alle als Helden und irgendwie fühlte ich mich auch so, obwohl jede Unebenheit und jede scharfe Kurve in den Beinen schmerzte. Dennoch zog sich der Zieleinlauf am Rhein hin, eigentlich wunderschön, aber 100m kam mir wie ein ganzer km vor.

Doch dann war es soweit, beim Überqueren der Ziellinie zwang ich mich die Arme hoch zu werfen, aber eigentlich wollte ich nur meine Ruhe haben. Derjenige der mir die Medaille überreichte sagte auch etwas Tröstendes, ich hatte wohl einen ziemlich üblen Gesichtsausdruck. Leider hatte ich einen Fehler gemacht und keine Wechselklamotten abgegeben. Auch war ich zu genervt, mich um eine der Warmhaltefolien zu kümmern. So verliess ich sehr schnell den Zielbereich, um Susanne mit meinen Wechselklamotten zu treffen. Bis dahin verzog ich mich in einer der umliegenden Kneipen und telefonierte mit einem geliehenen Handy, um Susanne zu sagen wo ich bin. Sie kam dann auch recht schnell, allerdings zitterte ich dann schon vor Kälte, weil ich immer noch in den verschwitzten Klamotten steckte.

Die Zufriedenheit, das Glück und auch der Stolz einen Marathon gefinisht zu haben, stellte sich dann in der U-Bahn zum Hotel ein. Besser hätte es für mich nicht laufen können. Die Zeit von 4h 10min war für mich sehr gut und die Beine hatten gehalten.

Begegnungen während des Laufs:
Lustig oder eher nervend waren zwei Triathleten aus Frankfurt, die jedem (gewollt oder ungewollt) beim Start und auf der Strecke den folgenden Spruch reindrückten: "Was sagt ein Triathlon auf der Langdistanz wenn er Wechselzone 2 erreicht? Jetzt nur noch einen Marathon!". Das fanden die beiden sehr lustig oder cool, aber ich habe sonst nie jemanden anderen darüber lachen hören. Ich habe den Spruch insgesamt vier Mal gehört, zum Glück konnte ich die beiden irgendwann hinter mir lassen.
In Düsseldorf Oberkassel lief ich ca. 10 km zusammen mit 3 jungen Mädels, die gut drauf waren. Zuerst schwätzten sie und sangen bei der Musik lauthals mit und ich dachte, dass sie entweder super fit sind oder dass sie für die "Energieverschwendung" bezahlen werden. Irgendwann wurden sie dann auch deutlich stiller und dann habe ich sie gar nicht mehr gesehen und gehört... aber sie hatten zu dritt bestimmt ein schönes Erlebnis.

Gegessen habe ich während des Laufs zwei Performance-Smoothies und 2-3 Gels. An jeder Verpflegungsstelle habe ich etwas getrunken, soweit möglich auch etwas vom Taxofit Iso Drink. Wichtig war vor allem die Unterstützung durch Freunde oder auch Unbekannte, die den eigenen Namen riefen, oder ein französischer Clown der uns motivierte. Für mich als "Lauflegastheniker" war der Marathon viel viel härter als z.B. die Mitteldistanz letztes Jahr in Erlangen. Insgesamt hat der Marathon aber viel Spass gemacht und ich werde bestimmt mal einen zweiten laufen, dann mit mehr Lauf-km in der Vorbereitung und dem Ziel unter 4 h zu bleiben, was sicherlich machbar sein sollte.